siehe hierzu auch den Beitrag unter der Rubrik „Historischer Kontext“
Das Nationale Aufbauwerk wurde, ausgehend von Enttrümmerungs- und Wiederaufbauarbeiten in Ost-Berlin, 1952 von der SED ins Leben gerufen und war bald in allen Kreisen der DDR aktiv. Ziel war es, durch die Mitarbeit von Freiwilligen für die Allgemeinheit nützliche Bauten wie Wohnungen, Krankenhäuser oder soziale Einrichtungen, Sportstätten, Parks oder andere Verschönerungen zu errichten. Zunehmend wurden die Freiwilligen zudem für anfallende Arbeiten und zur Unterstützung regulärer Betriebe eingesetzt, ab 1959 wurde das NAW schließlich als fester Bestandteil des Siebenjahresplans wirtschaftlich eingeplant. Zur Erfüllung der Pläne wurden Wettbewerbe ausgerufen, welche die Freiwilligen durch Gewinne und Leistungsvergleiche motivieren sollten. Das NAW wurde jedoch auch politisch instrumentalisiert und sollte, als Verkörperung des sozialistischen Grundgedankens, die angebliche Überlegenheit der freiwillig arbeitenden sozialistischen Gesellschaft gegenüber dem Westen zeigen. In den 1960er Jahren nahmen die Teilnehmerzahlen am NAW immer stärker ab, so dass es schließlich aufgelöst und durch andere Programme wie die Volkswirtschaftliche Masseninitiative ersetzt wurde.
Gründung und Intuition.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs lagen weite Teile Berlins in Trümmern. Zwar wurde bereits mit dem Kriegsende mit der Beseitigung der Trümmer und damit dem Wiederaufbau begonnen, dennoch waren auch zu Beginn der 1950er Jahre noch längst nicht alle Überreste beseitigt.
Am 25.11.1951 veröffentlichte die SED daher den Aufruf „Für den Aufbau Berlins“, in welchem sie die Gründung eines sog. Nationalen Komitees für den Wiederaufbau der deutschen Hauptstadt anstrebte, welches ein Nationales Aufbauprogramm Berlin 1952 organisieren sollte. Dieses war als Masseninitiative für ein Jahr angelegt und sollte von den Ausschüssen der Nationalen Front getragen werden. Ziel war zum einen die restliche Enttrümmerung Ost-Berlins sowie die Gewinnung von Baumaterialien aus dem Schrott zerstörter Gebäude, zum andern die Durchführung von Bauvorhaben, anfangs vor allem mit den Schwerpunkten Frankfurter Allee und Stalinallee. Die Mittel dieses auch als Nationales Aufbauwerk (NAW) bezeichneten Programms konnten dabei nicht aus den regulären wirtschaftlichen Vergabeplänen genommen werden, da diese bereits feststanden, sondern sollten durch die Arbeiten im NAW selbstständig erwirtschaftet, also vor allem durch Enttrümmerung gewonnen, werden.
Die ersten Arbeiten begannen am 02.01.1952 mit Trümmerbeseitigungen in der Frankfurter Allee. Das Stadtgebiet war dazu in Enttrümmerungsobjekte aufgeteilt worden, denen neben den Freiwilligen auch Betriebe bzw. Brigaden mit Spezialistengruppen für Schweißen, Montieren und Sprengen zugeordnet wurden. Durch Wettbewerbe sollten die Betriebe sowie die Helfer zu der für den Erfolg des Aufbauplanes nötigen Übererfüllung des Wirtschaftsplans angehalten werden. Zur weiteren Motivation der freiwilligen Helfer wurden zudem Lotterien eingerichtet. Lose konnten zum einen durch die monatliche Zahlung von 3% des Einkommens während des Jahres 1952 als Finanzmittel für das Aufbauwerk erworben werden (wobei die eingezahlte Summe in drei Jahresraten 1956 bis 1958 inklusive 3% Zinsen zurückgezahlt werden sollte), zum andern konnten Lose auch erarbeitet werden, wobei die Arbeitsleistungen in Halbschichten mit je drei Stunden erbracht wurden und je 100 Halbschichten ein Los wert waren. Am 31.12.1952 sollten sowohl für die Geld- als auch für die Arbeits-Lose je 1000 aus dem Aufbauwerk hervorgegangene Zwei- bis Dreizimmerwohnungen und unterschiedlich hohe Geldprämien verlost werden.
Auch kulturelle Einrichtungen sollten das Aufbauprogramm unterstützen, indem die Baustellen mit Scheinwerfern und Lautsprecherwagen ausgestattet wurden und die Theater sowie Kinos zu Sondervorführungen für die freiwilligen Helfer angehalten wurden. Autoren und Komponisten wurden „ersucht, das Leben auf den Baustellen zu studieren und zum Gegenstand ihrer Schöpfungen zu machen.“
Erste Arbeiten in Berlin.
Die Aufrufe zum Aufbauwerk zeigten sich durchaus erfolgreich. Für das Jahr 1952 wurden in Ost-Berlin 106.966.286 DM durch freiwillige Arbeiten gespart, hinzu kamen 8.323.206 DM an Spenden. Insgesamt leisteten die Freiwilligen hier 1.349.571 Halbschichten, 3.605 Aufbauhelfer hatten über 100 Halbschichten geleistet und qualifizierten sich so für die Wohnungsverlosungen.
Aufgrund der wirtschaftlichen Erfolge wurde das NAW auch in den nächsten Jahren in Berlin fortgeführt. Zudem hoffte man in der SED, durch Erfolge das Vertrauen der Bevölkerung in die Partei zu stärken. Während für 1953 daher vor allem eine Weiterführung der Arbeiten aus dem Jahr 1952 geplant war, arbeitete man für 1954 umfangreiche Pläne für das NAW in Berlin aus.
Es wurde nun angestrebt, den Wirtschaftsplan für 1954 sowie den Fünfjahresplan zu übererfüllen, wozu man 680.000 Halbschichten veranschlagte. Das NAW sollte an 110 Einsatzorten im Ost-Berliner Stadtgebiet zum Einsatz kommen, u.a. zum Wohnungsbau am Straußberger Platz und der Stalinallee, für den Bau von S-Bahn Stationen (Dammweg in Treptow), Kinderkrippen und Krankenhäuser, Gaststätten sowie öffentliche Sportstätten und Parks inklusive von Künstlern geschaffenen Verzierungen und Skulpturen, wie z.B. dem Aussichtsturm in den Müggelbergen, beim Wiederaufbau des Müggelschlösschens oder beim Wiederaufbau des Neptunbrunnens, wobei auf ressourcensparendes Bauen, z.B. durch Nutzung alter Ziegelsteine, wert gelegt wurde. Hinzu kam die Steigerung der Produktion von Massenbedarfsgütern wie Kleidung, zu welcher man auch Hausfrauen oder Privatschneider als freiwillige Helfer aktivieren wollte. Das NAW wurde also dort eingesetzt, wo gerade Kräfte benötigt wurden. Im Mittelpunkt stand „die Schaffung neuer Kapazitäten, die zur schnellen Hebung des Lebensstandards“ beitragen sollten. Die Bevölkerung sollte zur Mithilfe motiviert werden, indem man darauf verwies, dass die Errungenschaften „für uns selbst und für unsere Kinder“ geschaffen würden und eine Übererfüllung der Wirtschaftspläne zu Preissenkungen führen würde. Gleichzeitig wurde Druck aufgebaut, indem man darauf hinwies, dass die Errungenschaften nur durch die Initiative und Mithilfe der gesamten Bevölkerung erreicht werden könnten. Wer sich hier verweigere, schade dadurch vor allem anderen.
Das NAW in den Kreisen.
Der erfolgreiche Start des Aufbauprogramms Berlin 1952 führte nicht nur hier zu einer Fortsetzung, sondern auch zu einer Übernahme der Idee in den Kreisen der DDR. Zu einer ersten Ausarbeitung hierzu kam es bereits Mitte 1952 in Zwickau, woraus sich der sog. Zwickauer Plan entwickelte, welcher am 24.10.1952 durch die SED als Richtlinien für die Aufstellung von Plänen des Nationalen Aufbauwerkes in den Kreisen nach dem Prinzip des „Zwickauer Planes“ verordnet wurde. Das Nationale Aufbauprogramm Berlin wurde damit nun endgültig als Nationales Aufbauwerk (NAW) bezeichnet. Inhalt des Planes war vor allem, wie die Programme des NAW in den einzelnen Kreisen aufgebaut werden sollten. Wichtig war hierbei, realistische Ziele für die ganze Bevölkerung betreffende Aktionen zu geben, welche „die Entfaltung der schöpferischen Initiative der Werktätigen zur Steigerung der Arbeitsproduktivität, zur Senkung der Selbstkosten und zur Qualitätsverbesserung der Produkte [bewirken sollten, zur] Erzwingung eines strengen Sparsamkeitsregimes in allen Betrieben, im Staatsapparat und in den Massenorganisationen, zur Mobilisierung aller örtlichen Reserven in den Kreisen, Städten und Gemeinden, der materiellen wie der ideellen, zur Erschließung und Förderung der kulturellen, nationalen und revolutionären Traditionen unseres Volkes.“ Das NAW sollte dabei als außerplanmäßige Organisation neben dem Staatsapparat stehen und daher auch nicht mit Geldmitteln des Staates gefördert, sondern als örtliche Initiative selbstständig finanziert werden. Die Kreisleitung der SED sollte einen Entwurf für die durchzuführenden Aktionen vorstellen, der innerhalb eines Monats durch Vorschläge aus der Bevölkerung ergänzt werden konnte. Der Schwerpunkt sollte jedoch jeweils auf dem bedeutendsten Industriezweig des Kreises liegen. Gleichzeitig sollten die Leistungen, die im Kreis regulär für den Volkswirtschaftsplan zu erfüllen waren, nicht vergessen werden.
Inhaltlich beschäftigte sich das NAW in den Kreisen mit den gleichen Projekten wie in Ost-Berlin, also Enttrümmerungen, Aufbauvorhaben (Wohnungen, Schulen, Krankenhäuser, Kulturhäuser, etc.), Verbesserung der Infrastruktur und Verwertung von Abfallprodukten, aber auch mit der Ausnutzung bisher ungenutzter Maschinen und der Ausweitung der Warenproduktion. Hinzu kamen auch kulturelle Aspekte wie die Erforschung der „Geschichte des Kampfes der Arbeiterklasse im Kreis“ in Archiven und dazu Einrichtung von Gedenkstätten. Je nach Aufgabe und dem Bedarf an Kräften wurde dabei auch kreisübergreifend gearbeitet, bspw. arbeiteten im Rostocker Hafen Freiwillige aus allen Kreisen mit.
Zur Förderung der Mitarbeit rief man einen Wettbewerb zwischen den Kreisen aus, der durch Leistungstafeln und öffentliche Ehrungen einzelner im Betrieb sowie der Presse gekennzeichnet war.
Aufgaben und weitere Entwicklung.
Auch in den folgenden Jahren wurden immer wieder neue Wettbewerbe, also Zielsetzungen, für das NAW ausgerufen. Inhaltlich blieben die Pläne dabei weitestgehend gleich, auch wenn die durch das NAW erwirtschafteten Werte kontinuierlich stiegen. Als Grundlage hierfür betrachtete man zum einen den Zwickauer Plan, zum andern sah man dies als „Ausdruck dafür, daß sich die politisch-moralische Einheit der Bevölkerung der DDR weiter festigt.“ Zu besonderen sozialistischen Jahrestagen wie dem 40. Jahrestag der Oktoberrevolution oder dem 10. Jahrestag der Gründung der DDR sollten die Ziele besonders übertroffen werden, man appellierte hierbei daher an die Bevölkerung, noch größere Leitungen zu erbringen, oftmals mit Losungen wie: „Jeder eine gute Tat für unsere gemeinsame sozialistische Sache“.
Mit dem Siebenjahresplan 1959 bis 1965 wurde das NAW fest in die Wirtschaftsplanung der DDR eingebunden. Mit den Freiwilligen des NAW sollten jährliche Werte von 400.000.000 DM geschaffen werden, wozu in der Nationalen Front feste Arbeitsbrigaden gebildet wurden, die im Rahmen des NAW regelmäßig auf Baustellen eingesetzt werden konnten.
Mit der festen Einplanung der Leistungen des NAW änderten sich jedoch auch die inhaltliche Ausrichtung. Es wurde angeordnet „das NAW zur Erfüllung der Aufgaben des Siebenjahresplanes vor allem dort einzusetzen, wo durch die freiwillige Mitarbeit der Bevölkerung der höchste Nutzeffekt erreicht werden kann.“ Für den Einsatz auf Baustellen änderte sich damit zwar relativ wenig, die Freiwilligen halfen weiterhin beim Bau von Wohnungen, Schulen, Gemeinschaftseinrichtungen, Verschönerungen sowie, zur Hebung der landwirtschaftlichen Produktion, beim Bau von Ställen und Fahrzeughallen. Diese waren jedoch bereits im Volkswirtschaftsplan vorgesehen, die Arbeiten des NAW standen also nicht mehr wie ursprünglich außerhalb der regulären Wirtschaft. Vielmehr wurden die Freiwilligen als Arbeitsreserven betrachtet, die je nach Bedarf mobilisiert werden konnten, z.B. als Erntehelfer in der Landwirtschaft.
Der Charakter des NAW hatte sich damit von Einsätzen zu Enttrümmerung und Wiederaufbau hin zu wirtschaftlicher Unterstützung durch Freiwillige gewandelt. Die Arbeitsinhalte wurden nun durch die Plankommissionen der Kreise im Hinblick auf die Wirtschaftspläne der Kreise, Städte und Dörfer festgelegt. Zudem kam es zu einer stärkeren Einbindung der in den jeweiligen Betrieben tätigen Experten sowie der dort verfügbaren Maschinen, war zu stärker qualifizierten Arbeiten führte. Die Bevölkerung sollte durch eine Verbindung von Wohngebieten mit den nahen Betrieben eingebunden werden, um „bei Schwierigkeiten die Hilfe der Bevölkerung für ihre Betriebe zu mobilisieren“. Dazu wurden u.a. Hausfrauen- und Rentnerbrigaden gebildet, teilweise kam es jedoch auch zu Verpflichtungen von Schülern, Studenten oder entsprechend qualifizierten Arbeitern aus Betrieben.
Wettbewerb, Motivation und Gewinne.
Die Wettbewerbe, welche die Zielsetzungen des NAW gaben, sollten dabei vor allem der Motivation der Bevölkerung dienen. Ziel war es, „eine breite Wettbewerbsbewegung zur Erfüllung der im NAW gestellten Ziele zu erreichen“, weshalb Rundfunk, Fernsehen und Kulturschaffende „unter allen Schichten der Bevölkerung eine umfassende Wettbewerbsatmosphäre schaffen“ sollten. In den ausgeschriebenen Wettbewerbsrichtlinien wurde dabei nochmals klar auf die neue Ausrichtung des NAW hingewiesen, die Arbeiten vorrangig auf einen volkswirtschaftlichen Schwerpunkt zu legen. Daher wurde nur gewertet, was zur Erfüllung des Siebenjahresplanes beitrug. Zudem wurde vorgerechnet, dass für die erzielten Werte jeder Bürger ab dem 15. Lebensjahr eine Leistung von 33 DM bzw. 20 Arbeitsstunden zu erbringen hätte. Dabei wurde ausdrücklich darauf hingewiesen, dass sich diese Zahl noch erhöhen würden, wenn es nicht gelinge, jeden Einwohner als aktiven Aufbauhelfer zu gewinnen. Dadurch wurde ein gewisser Druck aufgebaut, dass eine Verweigerung der Mithilfe die Last der Arbeit auf andere ablade.
Neben dem Aufbauen von Druck sollte die Bevölkerung aber vor allem durch die Aussicht auf Preise und Gewinne für Einzelne und ganze Kreise zur Mitarbeit motiviert werden. Wurden in der Anfangszeit unter besonders aktiven Freiwilligen noch Wohnungen verlost, konnten nun sog. Aufbaunadeln als Auszeichnungen erarbeitet werden. Diese waren in Stufen eingeteilt, welche sich nach den erbrachten Arbeitsstunden richteten, die im Zeitraum von 1960 bis 1965 im Rahmen des NAW geleistet wurden. Für 20 Stunden wurde eine sog. Massennadel verliehen, für 125 Stunden die Aufbaunadel in Bronze, in Silber für 300 Stunden und in Gold für 500 Stunden Arbeit. Zudem konnten die besten Aufbauhelfer als Delegation zu offiziellen Veranstaltungen geladen werden.
Neben den individuellen Auszeichnungen konnten jährlich auch kollektive Preise gewonnen werden. Pro Kreis wurde jeweils die beste Hausgemeinschaft, das beste Dorf, der beste Wohnbezirk, die beste NAW-Brigade und der beste Betrieb mit Sachwerten für Gemeinschaftseinrichtungen ausgezeichnet. Pro Quartal sollte der beste Kreis im Bezirk mit einer Geldprämie von 100 DM, der für das NAW zuständige Mitarbeiter im jeweiligen Bezirksausschuss mit 400 DM belohnt werden. Zudem wurden durch den Nationalrat Wanderpokale, das Massenabzeichen des NAW als großformatiges Leuchtemblem, gestiftet, welche quartalsweise an den besten Bezirk der DDR sowie jeweils den besten Kreis pro Bezirk verliehen wurden und im Zentrum der Kreis- bzw. Bezirksstadt aufgestellt werden konnte. Analog dazu wurde auch ein Negativpreis als Schlusslicht vergeben, welcher „an sichtbarerer Stelle im Zimmer des Kreis- bzw. Bezirkssekretärs anzubringen“ war.
Politische Aspekte.
Die Motivation der Bevölkerung zur Mithilfe sowie das Aufbauen von Druck hatten jedoch nicht nur wirtschaftliche Gründe. Bereits von Anfang an wurde das NAW auch politisch aufgeladen.
Zum einen lag dies an der Grundidee des NAW, dass sich Freiwillige zusammenschließen, um gemeinsam Werke für die Gemeinschaft zu schaffen. Hier wurde eine enge Verbindung zum sozialistischen Grundgedanken hergestellt, das NAW als „Ausdruck der neuen Lebensfreude [beschrieben], die in der Arbeit für die Sache des Volkes eine hohe Aufgabe jedes Menschen sieht.“ Im NAW werde „das in der sozialistischen Gemeinschaftsarbeit herrschende Prinzip konsequent [angewandt], den Schwächeren durch die Stärkeren zu helfen“, wodurch die „Macht der Arbeiter und Bauern in der DDR noch mehr“ gefestigt werde. Das NAW hatte daher auch einen gewissen erzieherischen Charakter, durch die gemeinschaftliche Arbeit sollte „die politisch-moralische Einheit der Bevölkerung [gefestigt] und ihr sozialistisches Bewußtsein“ entwickelt werden.
Zum andern wurde das NAW als Teil des sog. Klassenkampfes gegen den Westen gesehen. Durch Aufbauarbeiten in der DDR versuchte man, eine vermeintliche Überlegenheit des Sozialismus gegenüber dem Westen darzustellen. Man hoffte, durch Erfolge des eigenen Systems die westdeutsche Bevölkerung leichter von sozialistischen Ideen überzeugen zu können und so hier an Einfluss zu gewinnen. Besonders während der anfänglichen Arbeiten in Berlin, aber auch später noch, wurde daher der nationale Charakter des Aufbauwerkes betont, um damit eine Wiedervereinigung Deutschlands unter sozialistischen Vorzeichen vorbereiten zu können.
Ende des NAW.
Die Bedeutung des NAW für die Politik als „großes Programm zur Sicherung des Friedens, für den Sieg des Sozialismus in der DDR, für die nationale Wiedergeburt Deutschlands“ wurde auch in den 1960er Jahren trotz der zunehmenden wirtschaftlichen Einplanung des NAW noch weiter propagiert. Man hegte so die Hoffnung, den zunehmend nachlassenden Einsatz der Bevölkerung wieder heben zu können.
Insgesamt zeigt sich jedoch, dass sich im NAW, trotz der vielen Pläne und Hoffnungen, die die DDR-Führung in dieses setzte, nie wirklich große Bevölkerungsteile engagierten. Zwar stiegen die Zahlen von 12,8% im Jahr 1956 auf 33% der wahlberechtigten Bevölkerung für 1959 an, in den 1960er Jahren nahmen die Teilnehmerzahlen jedoch beständig ab. Als möglicher Grund kann die zunehmende wirtschaftliche Vereinnahmung der Freiwilligen gesehen werden. Zudem war das ursprüngliche Ziel, die Beseitigung von Trümmern und der Wiederaufbau nach dem Krieg, über 15 Jahre nach Kriegsende weitestgehend erreicht.
Auf Grund des nachgelassenen Interesses wurde das NAW in den 1960er Jahren eingestellt und durch andere Projekte wie die „Mach-mit-Bewegung“ oder die Volkswirtschaftliche Masseninitiative (VMI) ersetzt. Diese stellten wieder eher den Aspekt der Nützlichkeit für alle in den Vordergrund, wie er den Anfang des NAWs geprägt hatte, im Laufe der Zeit jedoch durch eine zunehmende Einbindung in die reguläre Wirtschaftsplanung verschwunden war.